
Hallo. Dieser Tag war von Anfang an ein trüber. Er begann gegen 7.15 Uhr, als der Wecker mit einem fürchterlichen Radioprogramm vor sich hin schrie. Und mein Liebster neben mir einen langen Schniefer von sich gab, um seinen krank geschriebenen Körper noch einmal genüsslich zu wenden. Die Jaloussie im Schlafzimmer ließ nur wenig Licht herein. Wie auch, es gab selbst draußen vor der Tür nicht viel mehr davon. Dienstag. Ein nichts sagender Tag. Kein Beginn, kein Ende in Sicht. Nicht mal die Mitte greifbar.
Und es wurde nicht besser. An manchen Tagen denkst du ja gleich: Das wird nix heute. So ein Tag war das. Unangenehme Außentermine, triste Bürgermeisterzimmer auf dem Land. Nicht mal ein gescheites Mittagessen gab es. Keine Zeit, dann doch zwischendurch ein paar Äpfel und Apfelsinen rein geschoben - wegen dem schlechten Gewissen, das einem im sitzenden Alltag so packt. Schließlich noch die erlösenden Süßigkeiten. Und mit den zu schreibenden Zeilen wurde es auch nicht besser.
Ich hatte ein echt schwieriges Thema im Block Ein geistig behinderter 20-Jähriger, der von der hiesigen Behindertenwerkstatt wahrlich art gebeutelt worden ist. So erzählten es jedenfalls die engagierten Eltern. Die Begegnung im ihrem Hause war warm und herzlich und hinterließ Spuren bei mir. Der kaum sprachfähige junge Mann, gefangen in seiner wundervollen Welt... Mit Tönen, die an einen Kindercomic erinnerten. Wie er zwischendurch mit dem großen Bruder, einem Studenten, telefonierte, sich freute, die Mouse am Computer hin und her schob und eifrig auf den Ottoversandseiten rum hämmerte, als gelte es eine Doktorarbeit zu schreiben. Daneben die geduldige Mutter, die mit aller Liebe und voller Wut im Bauch die Probleme mit den Behörden erörterte. Die jüngere Schwester, kaum 12 Jahre alt, wie sie mit dem Hauskater auf dem Arm dazu kam und neugierig das Geschehen verfolgte. Eindrücke, die wohl bleiben.
Was schreibt man da richtig in 130 Zeilen? Wie neutral bleibt man dabei? Ich habe, denke ich, kurzzeitig die Grenzen überschritten. Nicht gut für Zeitungsarbeit. Aber am Ende befriedigend für mich. Könnte sein, morgen hageln die Kritiken seitens der Werkstatt. Ich bin eh nicht da - wieder Außentermine. Unliebsame, komische. Und gleich drei an der Zahl. Wenigstens ist die Mitte der Woche dann geschafft.
Die aufreibende Geschichten mit meinem Frauenstammtisch hebe ich mir für eine extra Geschichte auf. Zu viel an Emotionen am heutigen Tag. Es ist spät, für manche Sachen auf einmal jedenfalls. Die spinnen doch, die Weiber!
Charlotte de Cognac
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