Dieses Jahr ist wie verhext. Eben ein Schaltjahr. Die Hiobsbotschaften häufen sich, alle möglichen Krankheiten sind am Ausbrechen. Man braucht ein dickes Fell, um alles zu ertragen. Nun hat es auch noch meinen Papa erwischt und es ist irgendwie schwer, darüber zu schreiben. Zumal mir selber die Worte fehlen für all die Angst, die man mit sich herum schleppt. Die Diagnose Blutkrebs war für uns alle erschütternd und ich will gar nicht an den Moment zurück denken, als meine Mama in der Tür stand und mit tränenerstickter Stimme meinte, ich sollte doch mal mit raus kommen. Kennt Ihr das Gefühl der Ohnmacht? Aber auch mit so viel Adrenalin im Blut, dass einem die Ohren beginnen zu rauschen....
Nun liegt er im Krankenhaus in Dresden und hängt an allen möglichen Schläuchen und Verkabelungen, denn die Chemo tropft unaufhörlich durch seinen Körper. Er ist ganz tapfer und hat die ersten sieben Tage am Donnerstag überstanden. Dann heißt es hoffen und bangen, ob das Rückenmark von selber beginnt, zu arbeiten und vor allem sein geschwächter Körper alles übersteht. Dann geht es mit noch 3 mal sieben Tagen Cgemo weiter.
Das Gute an allem ist, dass er ein stiller Kämpfer ist, der uns Kindern oder seiner Frau nie zeigen wird, dass er Angst hat. Dabei könnte er es doch ruhig. Wie will man all den Schmerz und die Angst allein überstehen?
Unser Vater-Tochter-Verhältnis ist zwar ein gutes, aber an Innigkeit hat es da immer etwas gefehlt, will heißen, da sind einfach so ein paar Berührungsängste da. Ich muss das die kommenden Wochen irgendwie schaffen, ihn zu knacken. Es gibt so vieles, was ich noch mit ihm erleben möchte....
Drückt also alle fest die Daumen und schickt vielleicht ein kleines Gebet auf die Reise. Wie vergänglich wir sind, habe ich den letzten Wochen so oft erfahren müssen. Doch noch lebt die Hoffnung und wir in ihr.
Also, nicht unterkriegen lassen!
Charlotte de Cognac
