Sonntag, 30. November 2008

Vom Advent


Leute, heute wöllte ich nicht allein sein. Es ist Advent und jeder von uns sollte sein Haus gebaut haben. Ein Haus in dem er eben schön gemütlich rückbesinnen kann, eine Kerze anzünden darf oder wenn nötig zum ersten Mal von etwa 20 "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" schauen kann. Das Haus könnte eine Einraumwohnung sein, ein Hotelzimmer meinetwegen oder ein geräumiges Schloss. Hauptsache ein Ort, wo man mit sich im Reinen ist. Es ist Advent und ich habe mich wirklich darauf gefreut. Habe das Haus geschmückt, die erste Weihnachtsmusik an mein Ohr gelassen und heute sogar schon meinen Baum in der Baumschule ausgesucht. Mir dreht sich jetzt noch der Kopf, wenn ich an die hunderte von Tannen und Fichten denke. Am Schluss wusste ich überhaupt nichts mehr und habe dann das Bäumchen ausgesucht, an dem ich schon zwei Mal den Zettel dran und wieder ab gemacht habe. Frauen eben - wenn mehr als 3 Gerichte auf der Speisekarte stehen, sind sie überfordert. Das mit dem Kopf-Drehen könnte allerdings auch noch von gestern Abend her rühren, anderthalb Flaschen Rosé und zwei doppelte Ramazotti waren doch nicht ohne... Ach, es ist Advent. Heute Nachmittag soll das erste Lichtlein brennen. Meine Mama kommt zu Besuch und wir werden vorher noch einen kleinen Abstecher ans Grab machen und auch ein Keruchen anzünden. Ist schließlich Advent....Davon soll Ooge auch was haben. In dem Sinne - genießt und lasst die frohen Tage in euer Herz Für alle die heute allein sind:

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben....
(schon überholt, weil Herbstgedicht... aber schön)
Rilke

Donnerstag, 27. November 2008

Wünsche erfüllen

Ein guter Freund bat mich heute, doch endlich mal wieder etwas auf der Seite zu hinterlassen. Mache ich doch glatt. Auch, wenn es von den letzten Wochen nichts Gutes zu berichten gab. Mein Papa ist genau vor 14 Tagen gestorben - einfach so, frühmorgens, an einem Donnerstag, gegen 6.15 Uhr im Arm meiner Mutter. Er hatte den Kampf gegen die schwere Krankheit seit Mai gekämpft und nun doch verloren. Meine Trauer ist mit Worten noch nicht zu beschreiben. Vielleicht geht das später einmal....
Ooge ruht also in unserer Familiengruft, zugedeckt in den letzten Tagen von Schnee und mit Kerzen beschienen. Mein armer, lieber Papa - die Vorstellung davon macht einen rasend, wenn man es zulässt. Dass er nicht mehr da sein soll...
Manchmal überkommt es mich zwischendurch - am PC auf Arbeit, beim Suchen von Fotos daheim, beim Gedanken, wie wir Weihnachten gestalten. Beim Meckern mit Paule Purzig. Er hat uns zum Schluss allen noch gute Ratschläge auf den Weg gegeben. War nicht minder schrecklich für uns alle. Gottseidank hatte das Morphium ihm die letzten 3 Tage das Hirn dermaßen umnebelt, dass er von seinem schrecklichen Zustand selber wahrscheinlich das wenigste mitbekam. Wir durften ihn noch eine Woche zu Hause bei uns haben, nachdem uns die Ärzte und ihm auch die schrechliche Nachricht offenbart hatten im Krankenhaus. Wie kann man mit solch einer Diagnose leben? Ich weiß es auch nicht, aber es ging irgendwie. Die Tage und Nächte vergingen wie in einem schlechten Film. Nun ist Ruhe eingekehrt und der Alltag hat uns wieder. Ich bin erleichtert darüber. Und möchte unbedingt leben! Ganz toll und seltsam, verrückt und fest, schwach und innig... in allen bunten Farben des Regenbogens. Schön, dass es noch Dinge gibt, auf die ich mich freue, wie ein kleines Kind. Danke, mein Freund...

Charlotte de Cognac


Der Tod ist groß
Wir sind die Seinen,
Lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen
Wagt er zu weinen
Mitten in uns.


Rainer Maria Rilke