Montag, 19. Mai 2008

Zwischen Hoffen und Harren

Manche Dinge müssen reifen. So auch meine Gedanken. Die letzten Wochen waren ziemlich anstrengend, bunt, nervenzehrend und voller Überraschungen. Guter und schlechter...
Meinem Papa geht es, wie es einem Leukämie-Patienten eben geht. Sehr schlecht, mal besser, voller Hoffnung und dann wieder Ungeduld. Fieber, Schüttelfrost, schlaflose Nächte gehören dazu. Die erste Chemo ist 2 Wochen vorbei, aber die Ärzte warten ab. Noch kämpft sein Körper gegen das ganze Gift, die bösen Zellen und wahrscheinlich auch die eigene Angst. Die Haare sind mittlerweile ausgefallen, sein Kopfkissen ähnelt mehr Ossis Hundekorb als einem Bett. Aber das sind alles Nebensächlichkeiten.
Wenn wir in besuchen, blüht er auf. Soweit man das in einem Krankenhaus kann, das eher einer DDR-Bettenburg mit verfaulten Fensterrahmen, Stahltüren und Gemeinschaftsklos für jeweils 4 Patienten ähnelt. Haus Z sage ich nur. Das allerletzte sozusagen inmitten eines ansonsten gut saniertem Friedrichstädter Klinikum in Dresden. Genesung fällt hier sicherlich schwer. Kaum Bilder an den Wänden, unmoderne Bäder, alte Betten.... Irgendwie ostalgisch alles.
Ich bete täglich für seine Gesundheit. Die Angst des Verlusts macht mich manchmal wahnsinnig. Vor allem in den Nächten. Wenn man plötzlich aufwacht und der Kopf anfängt zu arbeiten. In der blauen Stunde zwischen drei und vier...
Die Vorstellung, dass jemand plötzlich nicht mehr da ist, den man so sehr liebt, ist schwer zu ertragen.
Aber ansonsten läuft alles so wie immer. Vielleicht ist das auch gut so, man würde ja sonst in Depris verfallen. Und so dreht sich das Karussell weiter - zwischen Klitzekleinkunst, Naturbühne, Arbeit, Kind, Mann und Hund. Und Freunden....


Spruch des Tages auf meinem Schreibtisch:

"Du bist zu schnell gerannt für das Glück. Jetzt, wo du müde bist, holt es dich ein...."

(Friedrich Wilhelm Nietzsche)

Charlotte de Cognac